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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 08.07.2023 –

Befreiung durch Vergebung

Wenn Gott uns beruft und wir unsere Berufung akzeptieren, begeben wir uns auf eine Reise, auf der wir anders als zuvor denken (sollen). Uns wird die Existenz des lebendigen Gottes bewusst, mit dem wir sprechen und zu dem wir eine Beziehung pflegen können. Wir bekommen ein Bewusstsein davon, wer wir sind. Dann übernehmen wir Verantwortung für unser Leben. Wir haben den freien Willen, Entscheidungen zu treffen und die Dinge anders zu tun. Keine andere physische Lebensform hat diese Fähigkeit.

Von Anbeginn seines öffentlichen Wirkens sprach Jesus von der Liebe zu allen, die uns hassen und missbrauchen, und von der Liebe zu unseren Gegnern. In der Bergpredigt gab er seinen versammelten Zuhörern Hausaufgaben auf, um Vergebung zu üben: "Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und bittet für die, welche euch beleidigen und verfolgen" (Matthäus 5,44; Schlachter-Bibel).

In derselben Botschaft lehrte Jesus seine Zuhörer Folgendes zu beten: "Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern" (Matthäus 6,12). Er unterstrich diesen Punkt, kurz nachdem er den Gebetsrahmen vorgestellt hatte: "Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben" (Verse 14-15).

Dies ist ein entscheidender, einschneidender Schritt auf dem Weg zum inneren Frieden. Wir müssen vergeben, das heißt aufhören, jemandem wegen einer Beleidigung, eines Fehlers oder eines Irrtums böse oder verärgert zu sein. Vergebung ist nicht nur eine nette Sache, die man tut, oder eine gute persönliche Eigenschaft. Es ist ein Plateau, das wir mit einem weit offenen Bewusstsein und einer Entschlossenheit erreichen und aufrechterhalten. Dadurch wird unser Geist letztlich von Schuld, Scham und Schuldzuweisungen befreit, die uns daran hindern, inneren Frieden zu erfahren.

Jeder von uns ist durch Taten oder Worte eines anderen verletzt worden. Häufig wird Rache an Nahestehenden verübt. Es können Kritik, Verrat, Missverständnisse und sogar wohlmeinende Gedanken sein, die nichtsdestoweniger Anstoß erregen und Wut und Schmerz hervorrufen. Es kann reflexartige Selbstverteidigung sein. Wenn mit diesen Gefühlen nicht umgegangen wird, können sie immer größer und größer werden und sich im Verhältnis zur ursprünglichen Geringfügigkeit weit über das Maß hinaus aufblähen, bis sie uns verzehren. Vergebung befreit uns von dieser Bürde.

In der Regel ist der mutmaßliche Verursacher nicht der einzige, der leidet. Ebenso leidet derjenige, der unversöhnlich bleibt. Ich bin so traurig, wenn ich sehe, dass Menschen wegen Beleidigungen und Handlungen manchmal jahrelang eine tiefe Abneigung hegen. Sie können einfach nicht darüber hinwegkommen und haben vielleicht das Gefühl, dass das Loslassen das Geschehene minimieren wird.

Doch Vergebung mildert das begangene Unrecht nicht. Vielmehr befreit sie uns aus dem Griff der alles verzehrenden Gedanken der Ungerechtigkeit. Denken wir immer daran, was Jesus ertragen musste, als er sich entschied, die Schuld zu bezahlen, die wir für unsere Sünden auf uns geladen hatten. Und als er getötet wurde, um die Sünden eines jeden von uns zu bezahlen, sagte er: "Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, nicht was sie tun."

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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