Das Wort zum Sabbat – Archiv
– Artikel vom 20.08.2022 –
Die Goldene Regel und Hilfsbereitschaft
Der Volksmund sieht die Goldene Regel so: "Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg' auch keinem andern zu." Mit anderen Worten: Verhalte Dich passiv, indem Du Deinem Nächsten nichts Schlechtes zufügst.
Die wahre Goldene Regel hat hingegen damit zu tun, was wir für unseren Nächsten tun können: "Und wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch!" (Lukas 6,31). Mit anderen Worten: Behandele andere so [d. h. Tu etwas!], wie Du gern behandelt werden möchtest. Jesus fügte noch hinzu: "Das ist das Gesetz und die Propheten."
Die Elite-Athletin Jacqueline Nyetipei Kiplimo, eine kenianische Marathonläuferin, lebte der Welt die Goldene Regel 2010 beim Zheng-Kai Marathon in China vor. Bei der Wasserstation an der 10-km-Marke des 42 km langen Rennens sah sie einen behinderten einheimischen Athleten, der dehydriert war, weil er keine Becher greifen konnte. Ihm fehlten die beiden Unterarme, die ihm amputiert worden waren. Anstatt den Moment zu nutzen, den kämpfenden Athleten zu überholen und ihm davon zu laufen, lief sie die nächsten 28 km an seiner Seite und half ihm, an allen Wasserstellen zu trinken.
Doch die Hilfe, die sie ihrem Mitstreiter so mitfühlend zukommen ließ, verlangsamte ihre Laufzeit und führte dazu, dass sie ihren ersten Platz unter den Marathon-Läuferinnen verlor und auf den zweiten Platz zurückfiel. Das kostete sie nicht nur den Sieg, sondern auch die Siegesprämie von 10.000 US-Dollar.
Sie war bereit, ihren Nächsten so zu behandeln, wie sie es sich unter ähnlichen Umständen gewünscht hätte. Und damit haben wir ein praktisches Beispiel der Umsetzung des Aufrufs, den der Apostel Paulus in Philipper 2, Vers 4 an uns richtet: "Ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient."
In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.
In christlicher Verbundenheit
Paul Kieffer
