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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 23.02.2019 –

Der "Absalom-Effekt"

König Davids Sohn Absalom rächte die Vergewaltigung seiner Schwester durch seinen Halbbruder Amnon, indem er seine Diener Amnon töten ließ. Amnon war Davids ältester Sohn, Absalom sein dritter Sohn. Nach Amnons Tod war Absalom drei lange Jahre von seinem Vater getrennt und lebte im Exil in Geschur bei seinem Großvater mütterlicherseits Talmai, König von Geschur.

Absalom war auf beiden Seiten seiner Familie königlicher Abstammung als Davids Sohn und auch der Sohn von Maacha, Tochter von Talmai, König von Geschur. Da Davids Sohn Chileab nach seiner Geburt nicht mehr erwähnt wird, könnte es sein, dass er gestorben ist und damit Absalom als Davids ältesten überlebenden Sohn und Thronfolger zurückgelassen hat.

Nach der Rückkehr aus Geschur nach Jerusalem vergingen weitere zwei Jahre, bevor Absalom seinen Vater David sehen durfte. Trotz Davids anfänglicher Weigerung, Absalom zu sehen, war Absalom in Israel bekannt und bewundert: "Es war aber in ganz Israel kein Mann so schön wie Absalom und er hatte dieses Lob vor allen; von der Fußsohle bis zum Scheitel war nicht ein Fehl an ihm" (2. Samuel 14,25). Er wurde offensichtlich als ein Führer — oder potenzieller Führer — in Israel angesehen.

Nachdem Absalom wieder zu königlichem Ansehen zurückgekehrt war, begann er eine kluge politische Kampagne, um Einfluss zu gewinnen. Absalom präsentierte sich als ein Mann des Volkes, indem er scheinbar große Sorge um das Gemeinwohl zeigte.

"Jeden Morgen stellte er sich vor dem Stadttor an der Straße auf. Hier kamen alle Leute vorbei, die in einen Rechtsstreit verwickelt waren, den sie dem König zur Entscheidung vorlegen wollten. Absalom sprach jeden von ihnen an und fragte: Aus welcher Stadt bist du? Wenn der dann antwortete: Aus dem und dem Stamm Israels, Herr, sagte er zu ihm: Die Argumente, die du vorbringst, sind sehr gut; aber am Königshof gibt es niemand, der dich anhören wird" (2. Samuel 16,2-3; Gute Nachricht Bibel).

Es gab in Israel problematische Fälle, für die eine Lösung gefunden werden musste. Aber war es wahr, dass es keinen Vertreter Davids gab, der die Beschwerden anhören konnte? Die Bibel sagt es uns nicht. Wenn ja, warum ging Absalom nicht zu seinem Vater, um ihm vorzuschlagen, dass er seinen Dienst für die Israeliten erweitert, indem er mehr Vertreter zur Verfügung stellt, um Beschwerden anzuhören?

Absalom tat dies nicht, weil er eine Agenda hatte. Was war sein Motiv? War es eine stille Rache an seinem Vater David für die Jahre der Isolation? War es uneingeschränkter Ehrgeiz? War es ein unerkanntes, extremes Bedürfnis nach Anerkennung? Was auch immer das Motiv war, Absalom wurde zu einer Quelle der Zwietracht in Israel:

"Wenn nur ich in diesem Land Richter wäre; ich würde jedem, der mit einem Streitfall zu mir kommt, zu seinem Recht verhelfen . . . So machte es Absalom bei allen Israeliten, die zum König vor Gericht gehen wollten, und so stahl er das Herz der Israeliten" (2. Samuel 14,4. 6; ebenda).

Und Absaloms Beliebtheitskampagne führte zu einem Putschversuch gegen seinen Vater David und zu seinem eigenen Tod.

Die Lektion für uns? Zu erkennen, dass es Probleme gibt, die unter dem Volk Gottes zu lösen sind, ist nicht falsch. Mit denen auf eine Weise zu sympathisieren, die Probleme haben — ob echt oder imaginär —, die die Führer des Volkes Gottes von denen isoliert, denen sie dienen, ist eine potenzielle Quelle der Zwietracht. Und Gott hasst jeden, der "Hader zwischen Brüdern anrichtet" (Sprüche 6,19). Seien wir uns deshalb der Gefahr des "Absalom-Effekts" unter dem Volk Gottes bewusst.

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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