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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 22.04.2017 –

Wonach dürsten wir?

In den letzten Minuten vor Jesu Tod berichtet uns der Apostel Johannes von einem abschließenden Wunsch Jesu:

"Als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet" (Johannes 19,28). Anscheinend war mit der Schrift die Bibelstelle in Psalm 69, Vers 22 gemeint: "Sie geben mir Galle zu essen und Essig zu trinken für meinen Durst."

"Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und steckten ihn auf ein Ysoprohr und hielten es ihm an den Mund. Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht!, und neigte das Haupt und verschied" (Johannes 19,29-30).

Dass er nur Minuten vor seinem Tod trank, erfüllte die Schrift, aber vielleicht mehr als nur in physischer Weise, denn die kleine Menge Essig, die er trank, hätte der Dehydration nicht voll entgegengewirkt, die durch die stundenlange Tortur der Kreuzigung entstanden war.

Im Gespräch mit der samaritischen Frau hatte Jesus Durst nach einem Wasser erwähnt, das ewiges Leben spendet: "Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, du bätest ihn und er gäbe dir lebendiges Wasser . . . Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt" (Johannes 4,10. 14).

Um als Mensch geboren zu werden und unser Sühneopfer zu sein, hatte Jesus auf seine Existenz als ewig lebendes Geistwesen verzichtet: "Obwohl er Gott war, bestand er nicht auf seinen göttlichen Rechten. Er verzichtete auf alles;1 er nahm die niedrige Stellung eines Dieners an und wurde als Mensch geboren und als solcher erkannt" (Philipper 2,6-7; "Hoffnung für alle"-Übersetzung).

Ca. 18 Stunden vor seinem Tod drückte Jesus seinen Wunsch nach Wiederherstellung seiner geistlichen Existenz aus: "Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war" (Johannes 17,5).

Unmittelbar nachdem Jesus etwas von dem Essig geschluckt hatte, starb er. "Es ist vollbracht", sagte er. Den nächsten Augenblick seiner Existenz erlebte er als auferstandener, ewig lebendiger Sohn Gottes, der Erstgeborene unter vielen Geschwistern.

Haben wir Durst nach dem Wasser, das ewiges Leben spendet?

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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