VKG_logo

Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 23.01.2016 –

Freude kommt von innen

Vor 38 Jahren lernte ich als stellvertretender Pastor im US-Bundesstaat Ohio ein junges Ehepaar kennen, das mich um Rat bat. Die beiden waren in finanzielle Schwierigkeiten geraten, denn ihre Ausgaben überstiegen ihr Einkommen. Der Ehemann hatte eine gute Arbeitsstelle und verdiente gut. Was war das Problem?

In der Beratung stellte sich heraus, dass die Ehefrau jedes Mal, wenn sie sich niedergeschlagen fühlte, dazu neigte, etwas zu kaufen, worüber sie sich freuen konnte. Sie erzählte, dass ihre Eltern sie so behandelt hatten: Kam sie mal deprimiert von der Schule nach Hause, wurde ihr etwas gekauft, um von der Enttäuschung abzulenken. Die Frau sah ein, dass ihre konditionierte Reaktion auf Launen nicht in Ordnung war und die Familie in finanzielle Schwierigkeiten gebracht hatte.

Wahre Freude kommt nicht durch das, was wir besitzen bzw. kaufen oder dadurch, was uns passiert. Stattdessen hat wahrer Freude damit zu tun, wie wir auf Situationen reagieren – welche Einstellung wir zu diesen Erfahrungen haben. Wir brauchen uns nicht wie hilflose Opfer der Umstände zu fühlen.

In welcher misslichen Lage wir uns auch befinden mögen, wir sollten uns fragen: Wie möchte der Schöpfer des Universums, der das Herz des Menschen kennt, dass ich die Situation beurteile und mich ihr stelle? Dann entscheiden wir uns – mit seiner Hilfe – dafür, die richtige Einstellung zu haben.

Ein gutes Beispiel dafür ist das Leben des Apostels Paulus. Wenn jemand je Grund für Selbstmitleid und den Gedanken "Wehe mir!" gehabt hätte, dann wäre es Paulus (2. Korinther 11,23-28). Bevor Gott ihn berief, war Paulus hartherzig und zornig. Er verfolgte und ermordete Christen.

Nach seiner Bekehrung verwandelte er sich in eine liebevolle und freudige Person – teilweise deshalb, weil er die unglaubliche Großzügigkeit der Gnade und Barmherzigkeit Gottes begriff. Ironischerweise gehören die "Gefängnis-Episteln" zu den freudigsten Büchern der Bibel – Briefe, die Paulus während seiner Gefangenschaft in Rom geschrieben hat (Apostelgeschichte 28,16-31). Er schrieb Briefe an die Epheser, Philipper, Kolosser und an Philemon. Ein Mann, der eigentlich selbst Ermutigung brauchte, gab anderen Ermutigung!

Paulus beschrieb sein außerordentliches Leiden als "leicht", verglichen mit "der unendlichen, unvorstellbaren Herrlichkeit", die Christen bei der Auferstehung erwartet (2. Korinther 4,17; siehe auch Römer 8,18; "Hoffnung für alle"-Übersetzung). Was für eine großartige Einstellung!

In den vielen Prüfungen in seinem Dienst für Gott und die Gemeinde überlegte Paulus nicht, was er sich kaufen konnte, um mehr Freude zu haben. Er schrieb: "Ich habe nämlich gelernt, mit der Lage zufrieden zu sein, in der ich mich befinde" (Philipper 4,11; Schlachter-Bibel). Zufriedenheit ist ein großer Bestandteil von Freude. Er wies uns an, Freude nicht nur dann zu empfinden, wenn alles gut läuft. Er sagte: "Seid allezeit fröhlich" (1. Thessalonicher 5,16).

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

Sonnenuntergang Zur Archiv-Übersicht >>