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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 29.06.2013 –

Wir oder ich?

Ein hervorstechendes Merkmal der frühen Kirche war die Gemeinschaft, die die ersten Christen pflegten. Die 120 Jünger Jesu waren in den Tagen nach seiner Himmelfahrt oft zusammen und erlebten anscheinend das sogenannte Pfingstwunder gemeinsam. Interessant ist in diesem Sinn der Wortlaut der Beschreibung, als die 3000 Reumütigen an jenem Pfingsttag getauft wurden: "Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen" (Apostelgeschichte 2,41).

3000 Menschen wurden "hinzufügt" -- wie hinzugefügt? Zu der Gemeinschaft der 120!

Viele dieser 3000 Hinzufügten kamen von Gebieten außerhalb Judäas. Der Gemeinschaftssinn war am Anfang so ausgeprägt, dass ein quasi gemeinsamer Fonds eingerichtet wurde, damit niemand in dieser vorübergehenden Situation Not erlitt (Apostelgeschichte 2,44-47).

Die ersten Kapitel der Apostelgeschichte berichten von den Banden der Gemeinschaft: Die Jünger waren oft beieinander, im Tempel zum Gebet oder privat in ihren Häusern.

Ca. 20 Jahre nach der Ausgießung des heiligen Geistes widersetzte sich der Apostel Paulus dem Gedanken, dass die christliche Gemeinschaft "aufgespalten" werden sollte, in eine jüdische und eine nichtjüdische Gemeinschaft (Galater 2,11-13). Ihm war die Einheit der Gemeinschaft sehr wichtig.

Diese Gemeinschaft spiegelt das Sinnbild des Leibes wider: viele unterschiedliche Glieder, aber alle Teil eines Leibes.

Wie stark ist unser christlicher Gemeinschaftssinn heute, ca. 2000 Jahre später? Als ich mich einmal mit einem älteren Mitglied unserer Gemeinde über die Arbeit an den Jugendbibellektionen unterhielt, wurde mir gesagt: "Das interessiert mich nicht. Meine Kinder sind nicht mehr zu Hause."

Ein Merkmal der Endzeitgesellschaft, wie Paulus sie in 2. Timotheus 3 beschreibt, ist, dass "die Menschen werden viel von sich halten" werden. Sie werden undankbar und lieblos sein. Nicht das "wir", sondern das "ich" steht immer mehr im Vordergrund. Man sieht in der Fremdenverkehrsbranche spezialisierte Angebote für alle möglichen Gruppen: FKK-Anhänger, Lesben und Schwule, Extremsport-Enthusiasten, Sportdisziplinen aller Art usw.

Selbst in der Kirche Gottes macht sich der Einfluss unserer Gesellschaft bemerkbar. So überrascht es nicht, dass es in den letzten Jahren Anfragen für spezialiserte Festorte gegeben hat, z. B. exotische Festorte für Reiselustige, ein Festort nur für ältere Singles, ein Festort nur für junge Singles, ein Festort nur für Familien mit jungen Kindern usw.

Wir oder ich -- wie stark ist unser Bewusstsein für die Einheit unserer Gemeinschaft?

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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