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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 19.01.2013 –

Weniger kann mehr sein

Diese Woche enthielt das Doping-Geständnis eines Radrennfahrers in einer amerikanischen Talkshow einen Hinweis auf das, was für viele im Leistungssport zählt und wofür ihnen alle Mittel recht sind: mehr zu haben als die Konkurrenz. Mehr Schnelligkeit, mehr Ausdauer, mehr Kraft usw.

Nicht allein im sportlichen Wettbewerb zählt in unserer Welt das Mehr. In praktisch allen Bereichen des Lebens -- Wirtschaft, Bildung, Vermögen, Schönheit usw. -- zählt das Mehr.

Gott sagt uns aber, dass seine Gedanken anders sind als unsere Gedanken (Jesaja 55,8). Es sollte uns daher nicht überraschen, dass bei Gott weniger mehr sein kann.

Jesus schaute einmal zu, als verschiedene Menschen ihre Spenden für den Tempel in Jerusalem gaben. Darunter waren Reiche, die viel gespendet haben. Dann kam eine Witwe vorbei und spendete eine scheinbar unbedeutende Summe. Doch für Jesus und seinen himmlischen Vater war dieses Weniger eigentlich ein Mehr.

Seinen Jünger erklärte er die Gedanken Gottes in dieser Sache: "Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die etwas eingelegt haben. Denn sie haben alle etwas von ihrem Überfluss eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut ihre ganze Habe eingelegt, alles, was sie zum Leben hatte (Markus 12,43-44).

Wenn es darum geht, unseren Einsatz für Gott zu beurteilen, berücksichtigt Gott nicht das Mehr, dass andere leisten. Stattdessen legt er für seine Beurteilung unser Vermögen -- das, was wir können bzw. wozu wir fähig sind -- zugrunde.

Gibt es heute die arme Witwe?

Vielleicht ist es die Ehefrau, deren Partner nicht in unserem Sinne gläubig ist und die daher in ihren Dienstmöglichkeiten für die Gemeinde beschränkt ist, aber täglich für ihre Geschwister betet und von ihrem Haushaltsgeld etwas abspart, um die Arbeit der Kirche unterstützen zu können. Könnte es sein, dass Gott ihren Einsatz höher schätzt als den Dienst einer Person, die mit der Unterstützung ihrer Familie vergleichsweise "mehr" für Gott tut?

Gott kennt unsere persönliche Situation genau. Deshalb kann bei ihm weniger mehr sein.

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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