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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 03.03.2018 –

Schein und Sein

"Schein und Sein" ist ein Motiv, das nicht nur in der Literatur und in der Berichterstattung, sondern auch in der Bibel vorkommt.

Als der Prophet Samuel einen Nachfolger für König Saul salben sollte, war er vom Erscheinungsbild Eliabs, der Davids Bruder war, beeindruckt. Er war, was das Aussehen -- den Schein -- anbelangte, anscheinend dem Saul ähnlich. "Fürwahr, da steht vor dem Herrn sein Gesalbter", dachte Samuel bei sich. Doch Gott geht es nicht um den Schein, sondern um das wahre Sein, was man an seiner Reaktion auf Samuels Einschätzung erkennt: "Sieh nicht an sein Aussehen und seinen hohen Wuchs; ich habe ihn verworfen. Denn nicht sieht der Herr auf das, worauf ein Mensch sieht. Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an" (1. Samuel 16,6-7).

Zur Zeit Jesu konnte man am Tempel in Jerusalem "spenden", denn es gab dort den sogenannten Gotteskasten. Und man konnte anscheinend erkennen, was gespendet wurde. Die Reichen legten viel ein -- große Spenden! Jesus sah aber, wie eine Witwe "zwei Scherflein" in den Gotteskasten tat. Ein Scherflein (Griechisch: lepta) war in Judäa die Münze im Umlauf mit dem geringsten Wert, der geschätzte Lohn für etwa zehn Minuten Arbeit eines Tageslöhners. Dem Schein zufolge hätte die Witwe nicht viel gespendet, besonders im Vergleich zu den Reichen. Doch Jesus sagte: "Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr als sie alle eingelegt. Denn diese alle haben etwas von ihrem Überfluss zu den Opfern eingelegt; sie aber hat von ihrer Armut alles eingelegt, was sie zum Leben hatte" (Lukas 21,3-4).

Und dann gab es die Pharisäer und Schriftgelehrten, vor deren Haltung Jesus warnte. "Seht euch vor vor den Schriftgelehrten, die gern in langen Gewändern gehen und lassen sich auf dem Markt grüßen" (Markus 12,38). Er fügte später hinzu: "Alle ihre Werke aber tun sie, damit sie von den Leuten gesehen werden. Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Kleidern groß" (Matthäus 23,5). Sie erweckten den Schein der Frömmigkeit, der Religiosität. Aber wie bei Eliab 3000 Jahre zuvor kam es Gott auf die innere Haltung an, und sie war anders als das Erscheinungsbild: "Von außen scheint ihr vor den Menschen fromm, aber innen seid ihr voller Heuchelei und Unrecht" (Matthäus 23,28).

Jesus warnte seine eigenen Jünger vor solcher Heuchelei: "Habt Acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden" (Matthäus 6,1). Es darf nicht sein, dass wir unter der Woche den Ehepartner und die Kinder anfahren, hie und da die Dinge zum eigenen Vorteil drehen usw. und uns dann am Sabbat in der Versammlung anders verhalten. Unser "Sabbatgesicht" in der Versammlung soll nicht unser Verhalten unter der Woche übertünchen, sondern widerspiegeln.

Bei uns soll es, was unsere Beziehung zu Gott und unseren Mitmenschen angeht, keinen Unterschied zwischen Schein und Sein geben, denn Gott schaut aufs Herz, nicht auf den Schein.

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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