Das Wort zum Sabbat – Archiv
– Artikel vom 06.08.2016 –
"Was lange währt"
Vor 179 Jahren erschien die Redewendung "Was lange währt, wird gut" in Körtes Sprichwörtersammlung von 1837 ("Die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redensarten der Deutschen"). Zwischenzeitlich kam das Wort "endlich" auch noch dazu.
Der Satz findet sich zwar nicht in Bibel, dem Sinn nach aber schon. Er dient als Mahnung an uns, dass unser Glaube und unsere Geduld belohnt werden, wenn wir standhaft bleiben.
Der Autor des Hebräerbriefs schreibt an Judenchristen, von denen manche bereits 30 Jahre -- oder mehr -- an Christus gläubig waren. Der Eifer der ersten Monate und Jahre auf ihrem Weg mit Gott, in der Erwartung der baldigen Wiederkehr des Messias, hatte nachgelassen. Bei einigen war der Eifer derart abgeflaut, dass sie sogar die Pflege der Gemeinschaft mit ihren Glaubensbrüdern und -schwestern vernachlässigten (Hebräer 10,25).
Jeder Tag, der verging, bedeutete aber in Wirklichkeit, dass die verheißene Wiederkehr Jesu um einen weiteren Tag näher gerückt war ("dass sich der Tag naht", ebenda).
Christen sind keine Kurzstrecken-, sondern Langstreckenläufer. Für Christen gibt es bei diesem Lauf zwei mögliche Ziellinien: die Wiederkehr Christi (für die, die dann am Leben sind) oder den Tod (für alle anderen). Obwohl wir nicht wissen, wo diese Ziellinie ist, wird es sie geben - früher oder später.
"Hingehaltene Hoffnung macht das Herz krank", lesen wir bei Salomo (Sprüche 13,12; Einheitsübersetzung). Hingehalten, aber wie? Kommt Jesus doch nicht wieder? Nein, er kommt schon, genau wie verheißen, aber nach seinem Zeitplan, nicht nach unserem.
Deshalb ermahnt uns der Autor des Hebräerbriefs: "Geduld aber habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt. Denn nur noch eine kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll, und wird nicht lange ausbleiben" (Hebräer 10,36-37).
Wer bis zum Ende ausharrt, wird die Wahrhaftigkeit der Redewendung bestätigen können: Was lange währt, wird endlich gut.
In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.
In christlicher Verbundenheit
Paul Kieffer
