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Das Wort zum Sabbat – Archiv

– Artikel vom 20.08.2016 –

Das schwierigste Instrument

Man würde es an mir nie erkennen, aber meine Familie war musikalisch -- wenigstens einige meiner sechs Brüder. Meine Mutter sorgte dafür mit ihrer Vorliebe für klassische Musik und ihrem ausgeprägtem Empfinden für Rhythmus und Takt.

Mein ältester Bruder spielte Akkordeon. Im Alter von 13 Jahren gewann er einen Wettbewerb mit seiner Interpretation auf dem Akkordeon vom "Hummelflug", einem orchestralen Interludium aus dem dritten Akt der Oper "Das Märchen vom Zaren Saltan" von Nikolai Rimski-Korsakow. Er verdiente sein Studium an der Universität mit Unterhaltungseinlagen abends in Lokalen in der Nähe seines Studentenwohnheims.

Mein zweitjüngster Bruder spielte Querflöte und Klavier und studierte an dem renommierten "Julliard School of Music" in der Stadt New York. Und mein jüngster Bruder war Schlagzeuger und spielte orchestrale Pauke. In die Endauswahl für einen neuen Paukenspieler der "Chicago Symphony Orchestra" gelangt, sagte ihm der Dirigent nach seinem zweiten Probeauftritt: "Sie sind ein ausgezeichneter Musiker, aber für dieses Orchester zu jung" (mein Bruder war damals 25 Jahre alt).

Ich sollte Schlagzeuger werden, spielte aber lieber Baseball und hatte keine Zeit für Musik in meiner Kindheit und Jugend.

Ich hörte meine Brüder oft auf ihren verschiedenen Instrumenten üben, stundenlang. Da fragte ich mich manchmal: "Welches musikalische Instrument ist das schwierigste?" Jedes Instrument ist wohl nicht einfach zu lernen, wenn man es richtig gut spielen möchte. Anfangs dürften die Instrumente etwas einfacher sein, bei denen die Töne durch das Instrument quasi vorgegeben sind, d. h. Klavier oder Flöte. Entweder trifft man die richtige Taste (bzw. schließt/öffnet die richtige Öffnung für den Ton mit dem richtigen Druck) oder auch nicht. Bei Streichinstrumenten (mein Schwiegervater spielte Geige) hingegen gibt es aber keine bzw. wenig Anhaltspunkte dafür zu wissen, ob man die Finger nun auf der für den gewünschten Ton korrekten Höhe aufgedrückt hat oder nicht, d. h., man muss das Spielen der einzelnen Töne in den verschiedenen Lagen erlernen. In diesem Sinn wird der Sitar-Spieler auf der ganzen Welt geschätzt, weil die Sitar eines der am schwierigsten zu spielenden Musikinstrumente ist.

Als Christen spielen wir alle sozusagen gemeinsam dasselbe Instrument. Es ist für uns Menschen mit Bestimmtheit das schwierigste Instrument. In seinen Briefen gibt uns der Apostel Paulus Hinweise auf dieses Instrument, so z. B. in 1. Korinther 11, Vers 3: "Ich lasse euch aber wissen, dass Christus das Haupt eines jeden Mannes ist; der Mann aber ist das Haupt der Frau; Gott aber ist das Haupt Christi." Und in Römer 13, Vers 1: "Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet." Und zuletzt in Philipper 2, Verse 3-4: "Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient."

Alle, die in das Reich Gottes eingehen wollen, müssen dieses Instrument beherrschen. Welches Instrument ist es?

Die zweite Geige.

In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten Sabbat.

In christlicher Verbundenheit

Paul Kieffer

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